Videotermine mit dem Onkologen sind für viele von uns inzwischen Alltag geworden — sie sparen Fahrzeit, reduzieren Wartezimmerstress und machen es einfacher, Angehörige gleichzeitig dabei zu haben. Gleichzeitig können sie ungewohnt und unsicher wirken. Ich teile hier meine persönlichen Erfahrungen und eine praktische Checkliste, damit Sie gut vorbereitet und gelassen in Ihren nächsten Video-Termin gehen.

Warum gute Vorbereitung wichtig ist

Bei einem Video- oder Telefontermin fehlen oft die nonverbalen Hinweise, die wir aus der Sprechstunde kennen: Händedruck, kurze Blicke auf die Körperhaltung, das Gespräch im Flur. Deshalb ist es wichtig, die Zeit strukturiert zu nutzen. Eine gute Vorbereitung erhöht die Chance, dass Ihr Anliegen klar ankommt, wichtige Befunde besprochen werden und Sie mit einem konkreten Plan aus dem Termin gehen.

Technik-Check: so klappt der Zugriff

Technische Probleme sind die häufigsten Störquellen. Ich überprüfe immer im Voraus:

  • Ist die App oder das Portal installiert und aktualisiert (z. B. Zoom, Doctolib, TeleClinic oder das Praxis-eigene System)?
  • Funktioniert Kamera und Mikrofon? (Ein kurzer Testanruf an eine vertraute Person hilft.)
  • Ist mein Gerät aufgeladen oder am Netz? Habe ich ggf. ein Ladekabel bereitgelegt?
  • Habe ich Zugangsdaten, Link oder Termin-ID parat? Manche Praxen schicken Einladungen per E‑Mail — ich speichere diese im Kalender.
  • Wenn möglich, nutze ich ein Gerät mit größerem Bildschirm (Tablet oder Laptop). Die Kamera sollte auf Augenhöhe sein — ich lege das Gerät auf Bücher, statt dauernd zu kramen.

    Vor dem Termin: Unterlagen und Informationen zusammenstellen

    Für mich ist eine strukturierte Mappe entscheidend. Ich bereite vor:

  • Aktuelle Medikamentenliste mit Dosis, Einnahmezeit und Wirkstoffnamen (inkl. rezeptfreier Präparate und Nahrungsergänzungsmittel).
  • Letzte Befunde und Laborwerte, besonders PSA‑Werte, Blutbild, Nieren‑ und Leberwerte. Falls möglich, lade ich die PDFs in das Patientenportal oder schicke sie vorher per E‑Mail.
  • Notizen zu Beschwerden: seit wann, wie stark, was besser oder schlechter wird (z. B. Fatigue, Schmerzen, Harnbeschwerden, neurologische Symptome).
  • Fragenliste: alles, was ich klären möchte (Therapieziele, Nebenwirkungsmanagement, Kontrollintervalle, Studienangebote).
  • Ich lege mir die wichtigsten Unterlagen als PDF bereit, damit ich sie bei Bedarf in der Videokonferenz schnell teilen oder dem Arzt die Seiten nennen kann.

    Was auf meiner Fragenliste nicht fehlen darf

    Eine schriftliche Liste verhindert, dass ich in der Aufregung etwas vergesse. Zu meinen Standardfragen gehören:

  • Was zeigen die aktuellen Laborwerte im Hinblick auf die Therapie? (PSA‑Trend, Organwerte)
  • Welche Nebenwirkungen sind in nächster Zeit zu erwarten und wie kann ich sie lindern?
  • Sollen weitere Untersuchungen oder Bildgebungen geplant werden (z. B. MRT, CT, PSMA‑PET)?
  • Gibt es medikamentöse Anpassungen? Muss ich ein neues Medikament beginnen oder etwas absetzen?
  • Wie sieht der zeitliche Ablauf der nächsten Kontrollen aus?
  • Gibt es unterstützende Angebote (Psychoonkologie, Reha, Ernährungsberatung) und wie komme ich daran?
  • Die Umgebung gestalten: Ruhe, Licht, Privatsphäre

    Ich achte darauf, dass ich ungestört bin und meine Gesprächspartner mich gut sehen und hören:

  • Ich suche einen ruhigen Raum, schließe Türen und informiere Mitbewohner über den Termin.
  • Gute Beleuchtung: Licht von vorne vermeidet Schatten, natürliche Beleuchtung ist oft am schmeichelhaftesten.
  • Ich setze mich vor eine ruhige, neutrale Wand — das lenkt beim Gespräch nicht ab.
  • Ein Glas Wasser und ein Stift sind bereit, um Notizen zu machen.
  • Begleitung und Vertraute

    Manchmal ist es beruhigend, eine vertraute Person dabei zu haben. Ich frage vorher in der Praxis, ob ein Dritter zugeschaltet werden kann. Wenn ja:

  • Teile ich den Link mit der Begleitperson und bespreche kurz vorher die Technik.
  • Wir einigen uns, wer Fragen stellt und wer zusätzliche Notizen macht.
  • Das Mit­einbeziehen von Angehörigen ist besonders hilfreich, wenn es um schwierige Entscheidungen oder komplexe Informationen geht.

    Dokumentation während und nach dem Termin

    Ich notiere mir während des Gesprächs Kurzpunkte und fasse am Ende die nächsten Schritte zusammen. Sinnvolle Notizen sind:

  • Vereinbarte Medikation und Dosierung
  • Termin für Nachkontrollen und geplante Untersuchungen
  • Konkrete Maßnahmen bei Notfällen oder Verschlechterungen
  • Nach dem Termin speichere ich die Gesprächsnotizen im Ordner "Onkologie" und lade mir gegebene Rezepte oder Überweisungen direkt herunter. Viele Praxen stellen eine elektronische Zusammenfassung bereit — falls nicht, bitte ich höflich um eine kurze schriftliche Zusammenfassung per E‑Mail.

    Worauf ich bei heiklen Themen achte

    Manche Gespräche sind emotional belastend — z. B. wenn es um Therapieentscheidung oder Fortschritt der Erkrankung geht. In solchen Momenten hilft mir:

  • Zu Beginn des Termins kurz zu sagen, wenn ich mich unruhig fühle und Pausen brauche.
  • Die Bitte um langsamere Erklärungen oder das Verwenden von einfachen Worten.
  • Das Einfordern einer schriftlichen Zusammenfassung oder eines Informationsblatts zu komplexen Themen.
  • Rechtliches, Datenschutz und Kosten

    Video­sprechstunden unterliegen dem Datenschutz. In der Regel weist die Praxis auf die genutzte Plattform und eventuelle Einwilligungen hin. Ich achte darauf:

  • Ob die Praxis vorab um meine Zustimmung für die Videoübertragung bittet.
  • Dass ich keine sensiblen Unterlagen offen im Hintergrund habe, die eingesehen werden könnten.
  • Bei Fragen zur Kostenübernahme: In Deutschland werden viele telemedizinische Leistungen von gesetzlichen Krankenkassen erstattet; ich kläre das bei Unsicherheit mit meiner Kasse oder der Praxisverwaltung.
  • Notfälle und Eskalationsplan

    Ein Video­termin ersetzt nicht die Notfallversorgung. Für den Fall, dass sich meine Symptome akut verschlechtern, habe ich immer parat:

  • Notfallnummern und die Telefonnummer der Onkologie‑Ambulanz
  • Meine aktuell eingenommenen Medikamente
  • Adresse und Weg zur nächstgelegenen Klinik
  • Ich bespreche beim Onkologen auch, ab wann eine Verschlechterung ein sofortiges persönliches Erscheinen oder einen Notruf erfordert.

    Praktische Hilfsmittel, die ich nutze

    ToolNutzen
    Kalender (Google, Apple)Termine mit Erinnerungen, Link zum Video hinterlegen
    PDF‑Scanner App (z. B. Adobe Scan, Microsoft Lens)Dokumente schnell digitalisieren und vor dem Termin senden
    Notiz-App (Evernote, Apple Notes)Fragenliste, Gesprächsnotizen und To‑dos

    Telemedizin kann eine echte Erleichterung sein — wenn wir sie aktiv gestalten. Mit Technik‑Checks, einer klaren Frageliste und der passenden Umgebung lässt sich die Zeit mit dem Onkologen sinnvoll nutzen. Wenn Sie möchten, können Sie meine Checkliste herunterladen oder mir in den Kommentaren schreiben, welche Erfahrungen Sie mit Videosprechstunden gemacht haben — ein Austausch hilft oft weiter.