Warum Salz- und Proteinzufuhr während der Therapie wichtig sind
Als ich mich intensiver mit der Ernährung während einer Prostatakrebs-Therapie beschäftigt habe, wurde mir schnell klar: Salz und Protein sind keine Nebensächlichkeiten. Sie beeinflussen direkt Nebenwirkungen, Heilung, Kraft und Lebensqualität. Viele Patientinnen und Patienten fragen mich, wie viel Salz und wie viel Protein sinnvoll sind — und das ist berechtigt, denn sowohl eine zu niedrige als auch eine zu hohe Zufuhr kann Probleme machen.
Wie ich an das Thema herangehe
Meine Empfehlung basiert auf evidenzbasierter Recherche kombiniert mit dem, was ich im Alltag von Betroffenen gesehen habe: kleine, praktische Veränderungen helfen oft mehr als strikte Verbote. Ich spreche in diesem Text bewusst einfach und persönlich — so, wie ich es auch meinen Familienmitgliedern erklären würde.
Salzaufnahme: Worauf achten?
Salz (Natrium) ist notwendig für den Flüssigkeitshaushalt und die Nervenfunktion. Gleichzeitig kann zu viel Salz Blutdruck und Wassereinlagerungen verschlechtern — besonders relevant, wenn Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck oder Herzprobleme bestehen oder bestimmte Medikamente (z. B. einige Chemotherapien oder Steroide) verabreicht werden.
- Richtwert: Für gesunde Erwachsene empfiehlt die WHO weniger als 5 g Kochsalz pro Tag (≈ 2 g Natrium). Bei Menschen mit bestimmten Erkrankungen können Ärzte andere Zielwerte empfehlen — frage deinen Onkologen oder Ernährungsteam.
- Verarbeitete Lebensmittel meiden: Fertiggerichte, Wurstwaren, Käse und Suppen enthalten oft viel verstecktes Salz. Eine einfache Maßnahme: Etiketten lesen und weniger verarbeitete Produkte wählen.
- Würzen statt Salzen: Frische Kräuter, Zitronensaft, Knoblauch, Chili oder geriebene Schalen von Zitrusfrüchten geben Geschmack ohne Zusatzsalz.
- Bei Übelkeit und Appetitlosigkeit: Manche Menschen mögen salzige Snacks besser, wenn sie unter Übelkeit leiden. In solchen Fällen kann ein leicht salzhaltiger Cracker oder eine salzigere Brühe helfen, Kalorien aufzunehmen — in Absprache mit dem Team.
Protein: Warum es jetzt eine Schlüsselrolle spielt
Protein ist zentral für Gewebereparatur, Immunfunktion und Muskelmasse — und genau deshalb ist es während und nach einer Krebstherapie so wichtig. Ich habe oft erlebt, dass Betroffene durch Therapie und Appetitverlust Muskelmasse verlieren, was Müdigkeit und Schwäche verstärkt.
- Tagesbedarf: Allgemein werden für Krebspatienten häufig 1,0–1,5 g Protein pro kg Körpergewicht pro Tag empfohlen — manchmal mehr bei starkem Gewichtsverlust oder bei intensiver Rehabilitation. Ein 75 kg schwerer Mann bräuchte demnach 75–112 g Protein am Tag. Die genaue Menge sollte mit dem behandelnden Team abgestimmt werden.
- Proteinquellen: Mageres Fleisch, Geflügel, Fisch, Eier, Milchprodukte (z. B. Quark, Joghurt), Hülsenfrüchte, Tofu, Tempeh und proteinreiche Getreide sind gute Quellen. Pflanzliche Proteine lassen sich kombiniert zu vollständigen Aminosäureprofilen essen (z. B. Reis + Bohnen).
- Proteinshakes und Supplemente: Wenn Essen schwerfällt, können Proteinpulver oder Fertigshakes (z. B. Produkte von Nestlé Resource, Fresenius) helfen. Achte auf Produkte ohne unnötig viel Zucker und sprich mit dem Ernährungsberater über geeignete Marken.
Praktische Tipps für den Alltag
Hier sind Alltagstipps, die ich selbst empfohlen habe und die in vielen Haushalten funktionieren:
- Plane proteinreiche Snacks: Hüttenkäse, griechischer Joghurt, ein hartgekochtes Ei, Handvoll Nüsse oder ein Sandwich mit Putenbrust sind einfache Optionen.
- Protein bei jeder Mahlzeit: Versuche, bei Frühstück, Mittag und Abendessen eine Proteinquelle einzubauen — z. B. Rührei zum Frühstück, Linsen zum Mittag, Fisch zum Abend.
- Flüssige Optionen: Für Menschen mit Schluckproblemen oder Appetitverlust sind pürierte Suppen mit Proteinpulver, Joghurt-Smoothies mit Milch oder pflanzlicher Alternative plus Erdnussbutter praktisch.
- Salzkontrolle in der Küche: Würze mit Kräutern und Säure, messe Salz beim Kochen und ersetze fertige Suppen durch selbstgemachte Gemüsebrühe mit reduziertem Salzgehalt.
- Bewusst beim Essen: Kleine, häufige Mahlzeiten können einfacher sein als drei große. Das erleichtert gleichzeitig eine gleichmäßigere Proteinzufuhr.
Beispiel-Tagesplan (orientierend)
| Zeit | Beispiel | Protein (g, ca.) | Salz |
|---|---|---|---|
| Frühstück | Griechischer Joghurt (200 g) mit Beeren und 1 EL Leinsamen | 20 | sehr niedrig |
| Vormittagssnack | Handvoll Mandeln (30 g) | 6 | niedrig |
| Mittag | Gebratene Hähnchenbrust (120 g), Quinoa, gedünstetes Gemüse | 30 | moderate Kontrolle empfohlen |
| Nachmittagssnack | Hummus mit Gemüsesticks | 8 | abhängig vom Hummus |
| Abendessen | Gedünsteter Lachs (150 g), Süßkartoffel, Salat | 35 | niedrig |
| Abend | Quark (100 g) mit Kräutern oder Honig | 12 | sehr niedrig |
Summe: ca. 111 g Protein — ein realistisches Beispiel für jemanden mittleren Gewichts mit erhöhtem Bedarf. Passe Portionen und Mengen an deine individuelle Situation an.
Wechselwirkungen mit Medikamenten und Überwachung
Ein wichtiger Punkt, den ich immer anspreche: Ernährung steht nicht isoliert. Einige Medikamente beeinflussen Elektrolyte oder Nierenfunktion, was die Salz- und Proteineinstellung verändert. Beispiele:
- Steroide können Wassereinlagerungen fördern — hier kann eine moderate Salzreduktion sinnvoll sein.
- Bei eingeschränkter Nierenfunktion muss die Proteinzufuhr oft reduziert werden — bitte unbedingt mit Nephrologe oder Ernährungsberater klären.
- Einige Nahrungsergänzungen interagieren mit Medikamenten; informiere immer dein Behandlungsteam über verwendete Produkte.
Was tun bei Appetitverlust, Geschmacksstörungen oder Übelkeit?
Das sind leider häufige Begleiter einer Krebstherapie. Meine praktischen Tipps:
- Experimentiere mit Temperatur: Manche mögen kalte Speisen besser (z. B. Joghurt-Shake), andere warme.
- Wähle milde, gut verträgliche Proteine wie Reis, Kartoffeln mit Hüttenkäse, Rührei oder pürierte Gemüsesuppen mit Proteinzusatz.
- Wenn Geschmack gestört ist, kann Saures (Zitrone) oder Süßes (Honig im Tee) hilfreich sein — hier ggf. mit dem Zahnarzt wegen Zähneschutz sprechen.
- Setze auf kleine Energiesnacks mit Proteinen: Käsewürfel, Proteinriegel (z. B. mit wenig Zucker) oder Nussbutter auf Toast.
Wie ich dich begleiten würde
Ich ermutige dich, gemeinsam mit deinem Behandlungsteam individuelle Ziele zu setzen: Wie viel Protein brauchst du? Muss Salz eingeschränkt werden? Dokumentiere für einige Tage, was du isst, und bespreche das mit einer Ernährungsfachkraft. Kleine Anpassungen können oft große Effekte auf Wohlbefinden und Kraft haben.
Wichtig: Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei individuellen Fragen zu Medikamenten, Nierenfunktion oder spezifischen Ernährungsbedürfnissen frage bitte deine Ärztin/deinen Arzt oder eine/n qualifizierte/n Ernährungsberater/in. Wenn du möchtest, kannst du mir über das Kontaktformular auf https://www.as-bei-prostatakrebs.de schreiben — ich antworte gern mit weiterführenden Hinweisen oder verweise an Fachleute.